Timeline Schalker Markt

Kennst du den Mythos vom Schalker Markt …?

Wer kennt ihn nicht, den Mythos vom Schalker Markt? Lautstark im Stadion von zigtausenden Schalker Fans am Wochenende in den Stadien der Republik besungen, bleibt der Markt selbst oftmals selbst nur ein Mythos. Denn das, was bis zum Zweiten Weltkrieg hinein der lebendige Mittelpunkt des Industriedorfes Schalke und der königsblauen Vereinsgeschichte war, hat sein Gesicht in den vergangenen Jahrzehnten komplett verändert. Dort, wo einst das Herz des Ortes schlug, dort, wo sich einst das Mekka der Fußballgläubigen befand, da parken heute Autos unter einem Giganten aus Stahl und Beton.

Die Zeche Consol endete mit Schacht 1 und 6 direkt am Schalker Markt. So steht er auch heute noch sinnbildlich für die enge Verzahnung von Wohnen, Leben und Arbeiten, so, wie es in Schalke über Jahrzehnte Alltag war. Er war die lebendige und pulsierende Nahtstelle: Herz städtischen Lebens, der prächtigste Platz des Ortes. Mittig auf dem Schalker Markt befand sich der Grillo-Brunnen samt Grillo-Denkmal, umsäumt von hoch herauswachsenden Bäumen. Teile des Bodens waren mit Mosaiken und Holzdielen besetzt, Wohnhäuser und Gärten lagen dahinter.

Der Schalker Markt erstreckte sich über den gesamten Häuserblock, es waren größtenteils prächtige Gründerzeitbauten, die man zwischen Kaiser- und Friedrichstraße vorfand. Herausragendes Bauwerk auf westlicher Seite war seit 1890 die evangelische Friedenskirche mit ihrem imposant durchgemauerten Turm aus Backsteinen. Süd-, West- und Ostseite waren bebaut, im Norden angrenzend lag in unmittelbarer Nähe die weiträumige Schalker Industrie mit ihrer dramatisch-gigantischen Kulisse von Fabriken, Hallen, Fördertürmen und dampfenden Schloten.

Die Kaiserhalle, in Schalker Kreisen besser bekannt als das „Haus von Mutter Thiemeyer“, wurde 1928 zum zentralen Ort des Vereinslebens des FC Schalke 04. Hier trafen sich regelmäßig Spieler:innen, Funktionär:innen und Fans, hier wurden stolz die Siegestrophäen präsentiert.

Das Bombeninferno im November 1944 – die Heimat als Kraftzentrum der deutschen Industrie war inzwischen zum Frontgebiet geworden – radierte den Schalker Markt nahezu völlig aus und mit ihm auch fast alle Gebäude, unter anderem auch die Kaiserhalle. Der Schalker Markt glich ebenso wie die Kampfbahn Glückauf einem Trümmerfeld, an dem sich Trichter an Trichter reihte.

Der Markt ist heute ein öder, trister Ort. Wo einst das Herz der Revierclubs schlug, muss man heute schon ganz feste die Augen schließen und sich auf Zeitreise und Atmosphäre einlassen, um die Begeisterung riechen, schmecken, spüren, fühlen zu können. Aus einem BEST PLACE ist ein LOST PLACE geworden. Kennst du den Mythos vom Schalker Markt …?

Olivier Kruschinski, Stiftung Schalker Markt