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Vortrag ➔ Urbane Abseiten, mittendrin

„Das kontinuierliche Aufeinandertreffen und Aushandeln unterschiedlicher Interessen und Wertvorstellungen von – auch widersprüchlichen – Bedeutungszuschreibungen ist das, was Urbanität ausmacht.“ (Kathrin Wildner: Zòcalo – Die Mitte der Stadt Mexiko. Ethnografie eines Platzes. Berlin: Dieter Reimer Verlag 2003. S. 179)

Das Verhältnis von Stadt und Rand im Ruhrgebiet justiert sich im Zuge des Strukturwandels immer wieder neu, so beispielsweise wenn neue Epizentren zwischen den Städten und jenseits der alten Zentren entstehen – wie der ab den 1980er Jahren entstandene Emscher Landschaftspark. Hier wurde ein städteübergreifender öffentlicher Raum durch eine bildgebende Landschaftsbeschreibung in einen Zusammenhang gebracht und mit einer alltäglichen Gebrauchsfähigkeit ausgestattet. Denn der fortwährende Strukturwandel, der die Region tiefgreifend prägt, hat auch zur „Erfindung“ neuer Typen öffentlicher Räume geführt: die „Revierparks“ aus den 1970er Jahren als eine Art Freizeitmaschinen stehen ebenso dafür wie neue Infrastrukturen, die im Rahmen inszenierter Großereignisse (z.B. Kulturhauptstadt 2010 oder demnächst die IGA 2027) entstanden und entstehen, sie alle tragen zu einem weiteren Wachstum planerisch gestalteter öffentlicher Räume in der Region bei.

Die Übergänge von Stadt und Rand sind fließend in der Region. Dabei ist der Stadtrand nach wie vor ein Wohn- und Lebenstraum, weil hier eine überschaubare Idylle vermutet wird – und nirgendwo gibt es so viel Rand wie im Ruhrgebiet, mittendrin. Gleichzeitig existieren jede Menge alte und neue Habitate an „vergessenen“ Orten und Nischen, deren Gebrauchsqualität auf den ersten Blick relativ erscheinen. Urbane Abseiten, geplant und ungeplant, in den Zentren und am Rand der Städte im Ruhrgebiet. Ebenfalls mittendrin, und doch am Rand. Vielfach auch am Rand der Aufmerksamkeit.

Insgesamt wird die Region und ihr Spektrum an öffentlichen Orten und Räumen reichhaltiger, vielfältiger, aber auch uneindeutiger, widersprüchlicher, unübersichtlicher – mit allen Vor- und Nachteilen, die dies für eine Sehnsucht nach vermeintlicher Überschaubarkeit mit sich bringt. Das Ruhrgebiet hat eine eigene Logik, in vielerlei Hinsicht, auch bezogen auf die öffentlichen Räume.

Details

Datum:
5. Juni 2021
Zeit:
15:50 – 16:15
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